Klatsch. Kälte. Ich schreie Klatsch. Kälte. Ich strampele mit den Füßen Klatsch. Kälte. Ich rudere mit den Armen. Klatsch. Kälte. Ich schüttele meinen Kopf. Klatsch. Kälte. Mein Leben hängt davon ab. Klatsch. Kälte. Ich spucke Schnee. Klatsch. Kälte. Mein Widerstand bröckelt.
Meine Gliedmaßen sind eingefroren. Bestimmt sind die blau angelaufen. Ich werde einen schönen Anblick abliefern, wenn man mich findet. Nein, falls man mich findet. Am Anfang habe ich mich gewehrt. Natürlich, wer hätte das nicht getan? Er hat mich bei vollem Bewusstsein im Schnee eingegraben. Aber irgendwann war es so kalt. Zu kalt. Und wer hätte mich hören sollen?
Jetzt liege ich hier. Über mir eine Tonne Schnee. Vielleicht auch zwei oder drei. Es hat sich ein kleiner Hohlraum gebildet. Ich kann noch gut atmen. Wahrscheinlich werde ich eher erfrieren als ersticken. Das beruhigt mich. Ich hab so oft mit dem Tod zu tun gehabt. Zu ersticken ist das Schlimmste. Glaub ich. Jedenfalls von außen betrachtet.
Komisch nicht? Ich weiß, dass ich sterben werde. Wenn man es genau nimmt, glaube ich es nur. Denn wissen tut man etwas nur, wenn man sich zu 100% sicher ist. Theoretisch könnte jemand vorbeikommen und mich finden. Aber wer vermutet unter sich einen Menschen? Wie auch immer, jedenfalls sind meine Tage mit ziemlicher Sicherheit gezählt und ich liege hier und... spüre keine Panik, keine Angst. Ich bin vollkommen ruhig. Sieht man von dem Zittern ab, das meinen Körper erfasst hat. Aber das liegt an der Kälte. Es ist als... sei ich jahrelang schwerkrank gewesen und würde nur auf diesen Tag warten. Wie kann das sein? Vielleicht ist das ein Zeichen. Das Zeichen, das mir bedeutet: Diesmal ist es wirklich vorbei. Ich bin schon oft von Psychopathen bedroht worden. Als Leonardo – er war kein Psychopath, aber von der Mafia – die Waffe auf mich gerichtet hat und sein Vater mit diesem irren Gesichtsausdruck hinter ihm stand, da hatte ich Angst. Oh und, als ich die Pest hatte. Da hatte ich auch Angst. Aber gestorben bin ich nicht. Und jetzt? Wieder so eine Situation. Und trotzdem... Angst hab ich nicht. Heißt das, ich werde sterben?
Schade ist es schon. War ganz nett hier. Gerrit und Robert die umeinander rumtänzeln. Mit ihren Eroberungen prahlen, bloß damit niemand auf falsche Gedanken kommt. Nicht das jemand denkt, sie könnten etwas anderes wollen. Michael, der es ähnlich macht. Nur nicht zugeben, dass man einsam ist. Der Doc, der sich so sehr bemüht und trotzdem für alle ein Tollpatsch bleibt. Mein Vater. Meine Mutter. Meine Schwester. Mein Patenkind. Meine beste Freundin. Und meine Verflossenen. Tom, auch bekannt als: die ungarische Weichflöte. Philipp, den es plötzlich nach Südamerika zieht. Leonardo, der... wegen mir nun tot ist. Ich bin immer an die Arschlöcher geraten. Aber zumindest hatten den Jungs jedes Mal aufs neue klar gemacht, was sie an mir haben. Und jetzt? Muss ich sterben. Mir tut es Leid für Michael. Und den anderen beiden. Ich weiß, dass Michael mich suchen wird, bis er mich gefunden hat. Ich weiß es. Und wenn es den ganzen Frühling dauert. Gerrit und Robert werden irgendwann aufgeben. Wenn die Vernunft wieder einsetzt. Aber Michael... der gibt nie auf. Niemals. Ich weiß nicht ob ich das gut finden soll. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Blau angelaufen. Fremde Menschen tot zu sehen ist schlimm genug. Aber nicht Freunde. Wenn mich jemand findet, dann... jemand der es verkraften kann. Irgendwie.
*mich schäm* Es ist so lange her. Und doch lasse ich einen Kommi dar.
Das ist so emotional geschrieben und ich kann wirklich mit Alex mitfühlen. Es ist bestimmt grausam. Die letzen Sätze haben mir super gefallen. So traurig. *schnief*